Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Traunkirchen
Traunkirchen ist eine Gemeinde in Oberösterreich im Bezirk Gmunden im Traunviertel am Traunsee
mit 1621 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2014). Die Gemeinde liegt im Gerichtsbezirk Gmunden.
Geografie
Traunkirchen liegt auf 433 m Höhe am Traunsee.
Die Ausdehnung beträgt von Nord nach Süd 7,8 km, von West nach Ost 4,8 km. Die Gesamtfläche
beträgt 18,3 km², 43,2 % der Fläche sind bewaldet, 24,0 % der Fläche sind landwirtschaftlich genutzt.
Die Gemeinde besteht aus den drei Katastralgemeinden
Traunkirchen
Winkl
Mühlbachberg
Geschichte
Traunkirchen ist ein alter Siedlungsboden. Funde beweisen, dass hier schon in der jüngeren Steinzeit
Menschen gelebt haben, ebenso in der Bronze- und Hallstattzeit. Eine Testgrabung auf dem
Johannesberg im Jahre 1979 ergab sichere Hinweise, dass hier vor 3500 Jahren eine heidnische
Kultstätte war.
Die Johannesbergkapelle trägt die Inschrift "Einst der Schlupfwinkel heidnischer Seeräuber, jetzt
(dem) heiligen Johannes dem Täufer geweiht". Dies und das Bild der Gründung des Klosters
Traunkirchen im heutigen Pfarrhof, das im Hintergrund eine Schlacht und den Umsturz von
Götzenstatuen zeigt, deuten auf konfliktgeladene vergangene Zeiten hin.
[1]
Die Kirche dürfte es hier,
wahrscheinlich auch im Zusammenhang mit dem salzreichen aber von Traunstein und Sonnstein
abgeschiedenen oberen Trauntal, nicht leicht gehabt haben.
In einer Urkunde geht 909 n. Chr. durch König Ludwig die Abtei "Trunseo" in den Besitz des
Salzburger Erzbischofs Pilgrim I. und eines Grafen Aribo über, der 904 Besitzungen in der Steiermark
erworben hatte. Um 1020 wurde das Kloster Traunkirchen gegründet, das als Nachfolger dieser Abtei
gilt.
Ursprünglich im Ostteil des Herzogtums Bayern liegend, gehörte der Ort seit dem 12. Jahrhundert
zum Herzogtum Österreich. Seit 1490 wird er dem Fürstentum "Österreich ob der Enns" zugerechnet.
Während der Napoleonischen Kriege war der Ort mehrfach besetzt. Seit 1918 gehört der Ort zum
Bundesland Oberösterreich. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich am 13. März
1938 gehörte der Ort zum Gau Oberdonau. Nach 1945 erfolgte die Wiederherstellung
Oberösterreichs, zuerst als amerikanische Besatzungszone, 1955 dann im freien und
wiederhergestellten Österreich.
Wappen
Blasonierung: Erniedrigt bogenförmig geteilt; oben in Blau drei silberne, eins zu zwei gestellte,
fliegende Möwen, von denen die zweite linksgewendet ist, unten in Gold ein blauer Bogenbalken.
Gemeindefarben: Blau-Gelb-Blau.
Das Wappen symbolisiert die Lage des Ortes am Traunsee. Es wurde 1978 durch die
oberösterreichische Landesregierung verliehen, aber schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts in
ähnlicher Form (mit fünf Möwen) ohne offizielle Genehmigung verwendet.
[2]
Politik
Bürgermeister ist Alois Thalhamer.
Einwohnerentwicklung
1991 hatte die Gemeinde laut Volkszählung 1742 Einwohner, 2001 dann 1745 Einwohner und 2004
1761.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Siehe auch: Liste der denkmalgeschützten Objekte in Traunkirchen
Nach dem Gründungsbild wurde die Abtei „Trunseo“ bereits 632 n. Chr. errichtet. 1020 kamen
Benediktinerinnen des Erinklosters in Salzburg nach Traunkirchen. Der erste Brand 1327 zerstörte das
Kloster vollständig. Es wurde aber durch die Benediktinerinnen wieder aufgebaut. Durch die Jesuiten
aus Passau, die das Kloster 1622 übernahmen, entstand nach dem zweiten Brand 1632, die
Barockkirche in ihrer heutigen Form. 1773 wurde das Jesuitenkloster aufgelöst, die Klosterkirche
dient seither als Pfarrkirche. Der Hochaltar, der 1754 von Franz Preisl erbaut wurde, ist der Krönung
Mariens geweiht. Der rechte Seitenaltar ist dem hl. Ignatius, und der linke dem hl. Johannes von
Nepomuk geweiht. Das Hauptwerk der Kirche ist die berühmte Fischerkanzel, welche ein
unbekannter Meister im Jahre 1753 schuf und die das Wunder des reichen Fischfanges Petri darstellt.
Die Fischerkanzel in der jetzigen Pfarrkirche (ehemalige Klosterkirche) wurde 1753 von einem nicht
genannten Künstler geschnitzt. Sie stellt das Wunder des reichen Fischfangs dar. Die Apostel Jakobus
und Johannes im Boot ziehen das mit Fischen gefüllte Netz empor. Im Hintergrund steht Christus und
vor ihm kniet Petrus.
Der Schalldeckel ist gekrönt von der Statue des hl. Franz Xaver, des Missionsapostels der Jesuiten für
Indien und Japan. Vier braune und schwarze Gestalten, die Vertreter des Fernen Ostens, sitzen zu
seinen Füßen. Vor dem Heiligen befindet sich ein großer Krebs, der in seiner Schere ein Kreuz hält.
Aus dem Leben des Franz Xaver wird erzählt, dass ein Schiff, auf dem er sich befand, durch einen
Sturm in große Gefahr gebracht wurde. Um den Sturm zu beschwichtigen hielt er sein Kreuz in das
Meer, wobei es ihm von einer Woge aus der Hand geschlagen wurde. Nach der Landung brachte ein
großer Krebs dem Heiligen das Kreuz zurück.
Johannesberg und Johannesbergkapelle
Der Odinstein, der heutige Johannesberg, ist ein uralter Kultboden. Wegen seines für diese Region
einzigartigen, dichten Eibenbestandes ist der Johannesberg auch ein Naturdenkmal. Der Weg um den
Johannesberg wird bis heute von der Bevölkerung als Odinsweg bezeichnet.
Der Zeitpunkt der Errichtung der Johannesbergkapelle ist ungewiss, urkundlich wird sie erstmals
1356 erwähnt. Später finden sich in Jesuitenchroniken Eintragungen über eine Erweiterung der
Kapelle.
Seit dem 16. Jahrhundert ist die Kapelle dem Hl. Johannes dem Täufer geweiht. Ihr Knorpelwerksaltar
ist mit einem sehenswerten Gemälde eines niederländischen Manieristen geschmückt.
Kalvarienberg
Über viele im Jahr 1739 verlegte Steinstufen erreicht man nach vier Andachtskapellen die
Hauptkapelle auf dem zentral gelegenen Kalvarienberg. In dieser 1699 fertiggestellten und somit
ältesten Kalvarienbergkapelle des Salzkammergutes befinden sich eine barocke Kreuzigungsgruppe
und alte Wandbilder. Beim Betrachten dieser Gemälde fällt von allem die kuriose, in die Landschaft
des Salzkammergutes verlegte Darstellung des Himmlischen Jerusalem auf. Auch das traditionelle
Brauchtum des Antlaßsingens in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag findet mit dem
morgendlichen Bittgang auf den Kalvarienberg seinen würdigen Abschluss.
Russenvilla
Die sogenannte „Russenvilla“ wurde in den Jahren 1850 bis 1854 nach Plänen des berühmten
Architekten Theophil von Hansen erbaut und erhielt ihren Namen wohl deshalb, weil Sophie
Pantschoulidzeff, die Bauherrin, eine russische Fürstentochter war. Die Villa beherbergte zahlreiche
berühmte Gäste, darunter Erzherzog Maximilian (Bruder Kaiser Franz Josefs und nachmaliger Kaiser
von Mexiko), den russischen Dirigenten Anton Rubinstein, Rainer Maria Rilke, Wilhelm Kienzl und
Adalbert Stifter. Das Haus befindet sich in Privatbesitz.
Spitzvilla
Karl Rudolf von Slatin war österreichischer Offizier und genoss zeitlebens das Vertrauen der
britischen Königin Viktoria. Er war in britischen Diensten Generalgouverneur des Sudans und führte
den Beinamen Slatin Pascha. In der „Spitzvilla“, die er im Jahre 1897 erwarb, empfing Slatin
verschiedene bedeutende Persönlichkeiten seiner Epoche, darunter den britischen König Eduard VII,
Kaiser Franz Josef, ...
Seit 1976 ist die „Spitzvilla“ im Besitz des Landes Oberösterreich. Sie bietet neben einem öffentlichen
Park auch ein Café-Restaurant. Im Sommer wird sie zudem als Ausstellungs- und
Veranstaltungszentrum genutzt.
Handarbeitsmuseum
In den historischen Räumen des einstigen Nonnenklosters, welches in den Besitz der Gemeinde
Traunkirchen überging, eröffneten die Goldhauben- und Kopftuchgruppen des Bezirkes Gmunden
nach jahrelanger Sammlertätigkeit ihr Handarbeitsmuseum. Der Facettenreichtum der liebevoll
gestalteten Ausstellung reicht von typischen regionalen Handarbeiten bis zu den Fest- und
Salontrachten dieser Gegend. Es werden 34 verschiedene Handarbeitstechniken gezeigt.
Regelmäßige Veranstaltungen
Glöcklerlauf
Am Abend des 5. Jänner trifft sich die traditionsbewusste männliche Bevölkerung von Traunkirchen
jährlich zum Glöcklerlauf. Verschiedene meist altersmäßig gegliederte “Passen” laufen mit
farbenprächtigen, von innen beleuchteten Glöcklerkappen sternförmig zum allgemeinen Treffpunkt,
wo um 22 Uhr alte Weihnachts- und Krippenlieder gesungen werden.
Antlasssingen
Traunkirchen begeht die Karwoche. Um 21 Uhr des Gründonnertags ziehen sehr viele Gläubige durch
den Ort zum "Antlasssingen". Antlass ist Angst, Todesangst Christi. An zwölf verschiedenen Stellen
wird die Bevölkerung ermahnt, des Leidens Christi zu gedenken und von der Sünde abzulassen. Ein
Vorsänger singt die geschlagene Stunde an, die Gläubigenstimmen, den Stationen des Leidens Jesus
gedenkend,ein. Nach der Rückkehr von der letzten Runde um 3:00 Uhr singt man die "24 Stunden",
den Ablauf des Leidens Christi in einem 16 strophigen, balladenhaften Lied.
Fronleichnamsprozession am Traunsee
In Traunkirchen wird Fronleichnam seit dem zweiten Brand 1632 als eucharistische Seeprozession
abgehalten. Nach der Heiligen Messe in der Pfarrkirche verlässt die Prozession unter den Klängen
noch aus der Jesuitenzeit stammender Melodien das Gotteshaus und bewegt sich zum Seetor des
einstigen Klosters. Unter einem gelben, rot bestickten Baldachin, dem „Himmel“, den vier Männer
tragen, schreitet der Priester mit dem Allerheiligsten. Dem Himmel folgen Zunft- bzw.
Bruderschaftsfahnen und Buben und Mädchen, mit Fahnen in den Farben der Kirche (gelb-weiß) und
Oberösterreichs (weiß-rot).
Die Glocken kündigen den Beginn der Prozession an, und die Ortsmusik spielt den eucharistischen
Hymnus Pange lingua.
Der Kurs der Fronleichnamsflotte, bestehend aus Hauptschiff, der „Himmelsfuhre“, der Gegenfuhre,
und zahlreichen Booten, begibt sich danach unter Gesang und Gebet zu den vier Stationen der
Prozession in der Winkelbucht, auf der Höhe des Klosters, südlich des Johannesberges und beim
Kriegerdenkmal. Bei jeder Station verkündigt der Priester das Evangelium und erteilt den Segen.
Das erste Ölbild einer Fronleichnamsprozession stammt aus dem Jahr 1830. Das Original befindet
sich im Schifffahrtsmuseum in der Greinburg.
Holzmarkt
Immer am ersten Wochenende im September findet im Spitzvilla-Areal der Holzmarkt statt.
Traunkirchner Wirtshausmusik
In Traunkirchen gibt es von Mai bis Oktober traditionelle Volksmusik mit dem Ziel, die regionale
Volksmusik neu zu beleben.
Märchennacht
Eines der schönsten Seefeste im Salzkammergut mit Salut der Prangerschützen, Vorführungen vom
Wasserschiklub Traunkirchen, Konzert von stets wechselnden Musikvereinen, Schaurudern der
Traunseeplätten, Tanz und Unterhaltung, Open Air Disco Party beim Musikpavillion;
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter
Franz von Harrach (1870–1937), k. u. k. Kämmerer
Wolfgang Pesendorfer (* 1949), Vizepräsident des Verwaltungsgerichtshofs
Walter Resch (1939–1995), Techniker und Politiker
Personen mit Bezug zur Gemeinde
Matthias Ellmauer (* 1946), Politiker, ehemaliger Bürgermeister von Traunkirchen
Friedrich Mahler (1878–1948), Architekt und Stadtbaumeister, lebte ab 1932 in Traunkirchen
Arnold Schönberg, Komponist, verbrachte seine Ferien in Traunkirchen